Herbott in Russland 
November 2002  



Adam Herbott

Odessa Digital Library, the file contains birth records from the Parish of Rohrbach, South Russia for the decade 184x.

Adam Herbott, January 1841, Worms, Parents : Adam Herbott and Christina Christ


Auszüge aus:
Fritz Steegmüller, Ottersheim im Landkreis Germersheim.
Fritz Steegmüller: Ottersheim, 1968, S. 103-110 (http://www.steegmuller.de/heimatbuch.htm)

Ottersheimer Auswanderer Nach Rußland

Schon im ausgehenden 17. Jahrhundert verließen viele Bewohner der Kurpfalz ihre Heimat, um sich in Amerika, Ungarn, Jugoslawien oder Rumänien eine neue Existenz zu gründen. Trotz der Auswanderungsverbote riß der Auswandererstrom auch im 18. Jahrhundert nicht ab. Allein in den Jahren 1764-1767 folgten rund 30 000 Bauernfamilien dem Ruf der russischen Kaiserin Katharina und siedelten sich an der Wolga an. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts verließen weitere pfälzische Familien ihre angestammte Heimat und zogen nach Südrußland in die Gegend von Odessa. Aus dieser Zeit sind uns Namen von Ottersheimer Bewohnern bekannt, die damals die beschwerliche Reise ins Zarenreich antraten. Bis zur Donau mußten die Auswanderer den Weg zu Fuß zurücklegen. Ihre wenigen Habseligkeiten trugen sie entweder auf dem Rücken oder schoben sie auf einem Karren vor sich her. Manche fuhren mit dem Schiff zum Schwarzen Meer, andere wählten den Landweg, zu dem sie zwei Sommer und einen Winter benötigten. Mittellos erreichten die Widerstandsfähigen das ersehnte Siedlungsgebiet, während die Schwächlichen oft von tödlichen Krankheiten weggerafft wurden. Im Jahre 1809 wurde das Gebiet des Flüßchens Beresan nordöstlich von Odessa besiedelt. Es war der reichste aller Kolonistenbezirke mit den Dörfern Landau, Speyer, Karlsruhe, Rohrbach, Worms, Rastatt und München. Am Schwarzen Meer gab es darüber hinaus die Ortschaften Kuhardt, Kandel, Mannheim und Heidelberg. Die ausgewanderten Ottersheimer Familien ließen sich seinerzeit großenteils in Franzfeld nieder und nahmen dort das fruchtbare Land unter den Pflug. Im Verlaufe von über 100 Jahren entwickelte sich die "Pfalz' am Schwarzen Meer zu einem blühenden Landstrich. Die deutschen Siedler zeichneten sich durch Fleiß, Tüchtigkeit und Sauberkeit aus. Ihre Dörfer hatten breite Straßen, und die Häuser glichen den Gehöften in Deutschland. Auch Kirchen und Schulen wurden errichtet und fleißig besucht. Da es sich um rein deutsche Siedlungen handelte, war die Umgangssprache deutsch. 1926 zählte man am Schwarzen Meer rund 400.000 deutschstämmige Bewohner, während an der Wolga etwa eine halbe Million Deutsche wohnten. Die bolschewistische Oktoberrevolution im Jahre 1917 verschonte auch die deutschen Siedlungsgebiete nicht. Die bisher selbständigen Bauern wurden enteignet und ihr Land zu Kolchosen zusammengeschlossen. Zu einer radikalen Verschleppung der deutschstämmigen Bevölkerung kam es aber erst im Zweiten Weltkrieg. Was nicht zum Kriegsdienst eingezogen wurde, verfrachtete man nach Sibirien und setzte es dort in Kolchosen oder Industriebetrieben ein. So war es durchaus keine Seltenheit, daß man als Kriegsgefangener jenseits des Urals plötzlich waschechte pfälzische Laute aus scheinbar russischen Kehlen vernehmen konnte oder nachts mit dem Lied "Horch, was kommt von draußen rein' aus dem Schlaf geweckt wurde. Als geschlossene Siedlungsgruppe sind die Pfälzer heute in Rußland verschwunden. Obwohl sie in der Öffentlichkeit nur russisch sprechen, haben sie ihre Pfälzer Mundart aber noch vielfach bewahrt. Ob jedoch ihre Kinder und Kindeskinder ihr deutsches Volkstum jetzt und in der Zukunft erhalten können, ist zweifelhaft. Zum Lobe der Rußlanddeutschen muß aber gesagt werden, daß sie immer noch zusammenhalten und zusammenstehen, auch wenn man ihnen ihre Heimat an der Wolga und am Schwarzen Meer genommen hat.


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